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28.01.2001
Kleiner Minoritensaal, Graz

Ab Baars Trio: Die Musik von John Carter

Ab Baarsclarinette, tenorsaxophon
Wilbert de Joodebass
Martin van Duynhovendrums

John Carter (1929-1991) ist in Jazzkreisen vor allem als Klarinettist ein Begriff. Daß er - beispielsweise mit "Roots and Folklore: Episodes in the Developement of American Folk Music" - amerikanische Musikgeschichte in höchster Vollendung geschrieben hat, ist nur wenigen zeitgenössischen InterpretInnen ein Anliegen oder überhaupt bekannt (Ausnahmen bilden hier James Newton und Andrew Cyrille oder Marty Ehrlich und Mark Dresser, die sich bereits seinen Kompositionen widmeten). Ging es Carter doch auch um die Herstellung des Gleichgewichts des "magic triangle" - zwischen der weißen, afroamerikanischen und schwarzafrikanischen Musik - , indem er der kulturellen Bedeutung des afrikanischen Anteils der "amerikanischen" Musik auch in seinen Kompositionen Respekt zollte (etwa in "Enter from the East"). Ab Baars studierte in den späten 80ern bei John Carter am Wind College in Culver City Klarinette und lernte auch den Komponisten und Menschen Carter kennen. 1996 kehrte er dorthin zurück, um sich dem kompositorischen Schaffen seines verstorbenen Lehrers nochmals intensiv zu widmen. "Reading through this material gets you inside his head. You can see how his music developed." So klingen die frühen Stücke aus den 60ern noch mehr nach Jazzarrangements, während die späteren Kompositionen sehr offen, oftmals auch nicht auskomponiert und nicht so streng strukturiert sind und Studiencharakter aufweisen. "In a way that makes the logic of his lines more clear. His music isn´t bebop oriented - he rarely wrote out chord changes - but always very blues-like, even pieces which seem closer to chamber music than jazz and improvised music. His pieces are not typical for clarinet, but they are based on his own technique: little chromatic sequences, very high registers, overtones."
Seine lange Beschäftigung mit und persönliche Freundschaft zu John Carter legitimiert den niederländischen Musiker Ab Baars wie keinen anderen, Carters Erbe an die Öffentlichkeit zu bringen, teilweise seine Kompositionen zu arrangieren und als weißer Jazzmusiker die Herstellung des Gleichgewichts des "magic triangle" zu versuchen.

Martin van Duynhoven wurde 1942 in Boxmeer, Holland geboren. Nachdem er seine ersten musikalischen Erfahrungen in lokalen Blasmusik- und Marschbands gemacht hatte, begann er seine Studien an der Music High School Tilburg. 1963 zog er nach Amsterdam, wo er als Grafik-Designer, Fluxus-Künstler undPerkussionist tätig war. 1966 gewann er den 2. Preis bei einem Jazz-Wettbewerb in Wien und wurde von der Jury (Mel Lewis, CannonballAdderley, Ron Carter) mit einer lobenswerten Erwähnung bedacht. Konzerte mit Frank Lowe, Butch Morris, Chet Baker, Frank Wright, Hans Dulfer, Booker Ervin, Dexter Gordon, Mal Waldron, Roswell Rudd, Art Farmer, Willem Breuker,Theo Loevendie und vielen anderen Jazzgrößen folgten bald darauf. 1976 erhielt er das American Jazz Music Scholarship und studierte in New York bei Charles Persip, Andrew Cyrille und Stanley Crouch. Im selben Jahr gründete er das Martin van Duynhoven Percussion Ensemble, für das er bis heute komponiert und verschiedene Projekte initiiert und das sich immer wieder Gästen aus so verschiedenen Bereichen wie Steptanz, Striptease, Poesie, Malerei oder Akrobatik einlädt.

Wilbert de Joode stammt aus Amsterdam und ist Autodidakt. Ein workshop bei Arnold Dooyeweerd setzte die Initialzündung für eine internationale Kariere im Bereich der improvisierten Musik. De Joode zählt zu den gefragtesten Musikern der holländischen Musikszene. Denis Charles, Sunny Murray, Charles Gayle, Fred Frith und The Ex wählen ihn immer wieder zu ihrem Partner. Neben dem Ab Baars Trio ist de Joode Mitglied des Henneman String Quartet, im Trio Fuhler/Bennink/de Joode, bei Klaas Hekman´s "Intermission" (mit William Parker und Hideji Taninaka), The Schismatics (Han Buhrs) und der Big Band Braam (Michiel Braam).

Ab Baars wurde 1955 in Axel, Holland geboren. Er begann als Fünfzehnjähriger mit dem Saxophonspiel und erhielt in der Philips Brass Band wichtige Anregungen. Leo van Oostrom war sein Lehrer am Rotterdam Conservatory. In den 70ern nahm er an workshops von Butch Morris teil und begründete die Gruppe Cumulus (u.a. mit Harry van Wit, Wolter Wierbos und Mariette Rouppe van der Voort), die traditionelle Jazz-Muster aufbrach und Improvisation als eine Möglichkeit begriff, in bestehende Kompositionen einzugreifen oder überhaupt deren Entstehungsprozeß zu beeinflussen. Diese Idee wurde auch noch im Trio Trebbel mit Guus Janssen und Mariette Rouppe van der Voort weitergetrieben. In den 80er spielte Ab Baars auch mit dem Theo Loevendie Consort, dem Maarten Altena Octet, dem Guus Janssen Sextet und auch als Solist. 1987 traf er auf Roscoe Mitchell und the Monk Project von Misha Mengelbergs Instant Composers Pool, was sein Spiel verstärkt in Richtung Abstraktion gehen ließ. 1989 erhielt er den Boy Edgar Award sowie ein Stipendium des Holländischen Kulturministeriums, mit dem er seine Studien bei John Carter finanzierte. Ab Baars ist Partner u.a. von Sunny Murray, The Ex, Cecil Taylor, Han Bennink, Steve Lacy, Michael Moore und hat 1991 sein eigenes Trio, das Ab Baars Trio, gegründet.

"Ab Baars does not play Jazz or any other style, but "Ab-music". (Misha Mengelberg)

"The Ab Baars Trio has in the meantime developed into one of the most exceptional and best ensembles in Dutch improvised music". (Jazz Freak/95)

"Not only are the pieces performed by three first-rate instrumentalists, but the ensemble playing is also breathtakingly good." (De Groene Amsterdammer/95)

Links
Wilbert de Joode http://www.parliament-of-music.de/musicians/europe/joode/joode2.html