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Dienstag, 11.10.2005, 20.00 Uhr
IEM CUBE, Graz

    Plakat

Neo-Bechstein + Institut für Feinmotorik

Reinhold Friedl (D)Neo-Bechstein (elektroakustischer Flügel), Komposition
Sukandar KartadinataSensorgesteuerte Raumklangverteilung + Klangregie
David BalzerKlavierbaumeister, Instrumentenbetreuung
Institut für Feinmotorik (D)8 turntables

Die Musik von Institut für Feinmotorik taucht meist im Zusammenhang mit elektronischer Musik auf, ist jedoch zutiefst mechanisch. Sie imitiert, wenn überhaupt, Strukturen und ästhetische Codes der digitalen/elektronischen Musik mittels DJ set-ups, verzichtet dabei aber auf das übliche Abspielen von Vinyl und bricht Turntableism wieder auf seine Basics herunter: Plattenspieler als Plattenspieler, gespeist mit Auslaufrillen, Plattenrändern, Papieretiketten, Tesafilm, Schwingungen eines Gummibandes. Erforschung des Klangspektrums jenseits des üblichen Nutzsignals: Ja. Strenger Materialismus: Nein. Denn was da musikalisch rüberkommt, rockt und groovet, produziert kratzig-hypnotischen Para-Techno und lässt die Alltagsgegenstände bei den "sound-art-installation-performances" des IFF so richtig funkeln! Auch der Ausnahme-Pianist Reinhold Friedl (u. a. Gründer des bereits legendären Ensembles "zeitkratzer") ist stets den Klängen und Möglichkeiten seines Instrumentes auf der Spur. Diesmal auf dem letzten verfügbaren "Neo-Bechstein", einem 1929/30 von Bechstein in Zusammenarbeit mit Siemens und Telefunken entwickelten Elektro-Flügel. Dessen Saiten sind mit 18 Tonabnehmern verstärkt, die nebengeräuschfreie und mehrkanalige Steuersignale für Sukandar Kartadinatas Raumklangverwertung abwerfen. Dabei kommen auch Friedls Inside-Piano-Spieltechniken und deren gestische Qualitäten zu tragen, die, via Sensoren ausgewertet, das Raumklangkonzept mitbestimmen.
Analoges+Digitales+Mechanisches+Elektronisches bei "open music" am "iem" in Graz!

Reinhold Friedl am historischen elektroakustischen Flügel
Eine Koproduktion von MaerzMusik/Berliner Festspiele, Recombinant Media Labs/asphodel San Francisco und ZKM Karlsruhe Ein Ausnahme-Pianist an einem Ausnahme-Flügel: Reinhold Friedl, durch zahlreiche CD-Einspielungen u. a. mit dem vom ihm gegründeten und geleiteten Ensemble zeitkratzer bekannt, spielt den letzten verfügbaren "Neo-Bechstein", einen 1929/30 von Bechstein in Zusammenarbeit mit Siemens und Telefunken entwickelten Elektro-Flügel. Das Instrument ist in der Grundkonstruktion ein normaler Flügel, dessen Saiten mit 18 Tonabnehmern verstärkt werden. Diese Verstärkung kommt den von Friedl entwickelten Inside-Piano-Techniken entgegen, da durch die Art der Verstärkung nur der Klang der Saiten, und nicht wie bei einem gewöhnlichen Flügel über eine Mikrofonierung auch sämtliche Nebengeräusche verstärkt werden. Da sich die Tonabnehmer des Neo-Bechsteins unproblematisch von ihrer ursprünglichen Mono-Ausgabe (alle 18 pick-ups in Reihe) in ein Mehr-Kanal-System wandeln lassen, bietet sich der Neo-Bechstein als kompositorischer Ausgangspunkt für Raumklangkompositionen geradezu an. Andererseits sind die Inside-Spieltechniken auf Grund ihrer gestischen Qualitäten einfach via Sensoren auszuwerten, um mit diesem Steuersignal die Raumverteilung der Ausgänge auf mehrere Lautsprecher zu steuern. Sukandar Kartadinata, der als Techniker nicht nur umfangreiche Raumklangprojekte betreute, sondern auch selbst Sensorensysteme und die zugehörigen Hardwarekomponenten zur Auswertung, Wandlung und Klangsteuereung konstruiert, wird die Realisierung dieses elektronischen Teiles betreuen.

Institut für Feinmotorik:
Founded: 1997 for a club-event in Basel (Switzerland).
Institut fuer Feinmotorik is an artists group working in different formats and media. Although, one main activity is accoustic-art / music.
8 turntables, 4 DJ mixers + end-mixer. The set-up is served by 1-5 persons. Everything (except records) which somehow fits between turntables and pick-up cartridges (household-rubberbands, paper-stickers, rubbergums, handicraft-tools + various tinker-trivias) will be played in our live-sets.
Because of this kinda huge set-up, live presentations of I.F.F. are often interpreted as some catchy sound-art-installations served by a group of people manipulating the whole lot over and over again searching for the essencial groove of hypnotic para-techno.
The music of Institut fuer Feinmotorik mostly appears in the context of electronic music, but is deeply mechanical and, if any, imitates structures and aesthetic codes of digital-/electronic music by the use of an important instrument of the electronic (dance-) music, namely the DJ set-up minus the records, to create an aesthetic approach of a stumble-structured rythm music, sounding not unlike some state-of-the-art powerbook click-hop piece listened to through some closed doors.
Different from many other generating-procedures of contemporary electronic music, no single piece of I.F.F. music is reproducable at all; thats the reason why every I.F.F. show is a unique event, but with a typical aesthetic recognition-effect caused by their radical purist attitude.

"Rich in syncopated funk and a dozen shades of grey, it amounts to a kind of roots techno - the 21st century equivalent of the jug band." THE WIRE, june 2002

Links
Zeitkratzer http://www.zeitkratzer.de
Planetrock http://www.planetrock-booking.de