Game Pieces

04.12.2025

Donnerstag, 20.00

tube´s, Graz

 

Studio Dan

Thomas Frey flutes

Dominik Fuss trumpets
Michael Tiefenbacher piano, keys
Martin Siewert e-guitar, electronics

Manuel Mayr double bass, e-bass

Hubert Bründlmayer drums

Sophia Goidinger-Koch violin
Maiken Beer cello

Daniel Riegler prompter, musical direction

PROGRAMM

Peter Brötzmann Signs & Images, A Card Game (2002)
John Zorn Cobra (1984)
Mica Levi Thoughts are born (2020)
Christof Ressi Neues Werk (2024/25)

 

 

Auf Anregung von „open music“ greift Studio Dan das Thema „Game Pieces“ auf und spannt dabei einen großen Bogen von John Zorns Klassiker „Cobra“ bis hin zu einer brandneuen Komposition von Christof Ressi. Unter dem Schlagwort „Game Pieces“ versammelt dieses Konzert, das übrigens auch bei Wien Modern zu hören sein wird, dabei vier sehr unterschiedliche Arbeiten, die sich mit musikalischen Spielformen jenseits konventioneller Notation beschäftigen. Im Zentrum steht die Idee, Musik nicht vollständig zu fixieren, sondern durch offene Regeln, visuelle Zeichen oder technische Systeme in Echtzeit entstehen zu lassen.
John Zorns „Cobra“ ist wohl das bekannteste Beispiel für ein solches Verfahren. Die 1984 entstandene Komposition, die inzwischen vielfach dokumentiert und weltweit aufgeführt wurde, operiert mit einem komplexen Regelwerk, das durch Handzeichen und Karten kommuniziert wird. Ein sogenannter Prompter koordiniert die Musiker°innen, ohne selbst zu spielen, und steuert in Echtzeit die klanglichen Verläufe. Dabei entstehen spontane, oft überraschende Strukturen zwischen kollektiver Improvisation und kontrollierter Interaktion.
Ein seltenerer, aber ebenso markanter Beitrag ist Peter Brötzmanns "Signs & Images, A Card Game". Der deutsche Saxophonist, bekannt als eine der zentralen Figuren des europäischen Free Jazz, entwickelte dieses Format Anfang der 2000er Jahre für sein Chicago Tentet. Wie bei einem echten Kartenspiel bestimmen gezogene Karten, welche musikalischen Parameter gelten. Die beide Kartenspiele "Signs" und "Images" enthalten 23 bzw. 15 Regeln und abstrakte Originalgrafiken, die – ähnlich wie Brötzmanns Musik selbst – die Grenzen des Spiels ebenso hinterfragen, wie die des musikalischen Formbegriffs im Jazz.
Mit einer Uraufführung des österreichischen Komponisten und Musikinformatikers Christoph Ressi wird der Abend ins Digitale erweitert. Ressi beschäftigt sich seit Jahren mit der Schnittstelle zwischen Musik, Technologie und Spielmechanik. Für sein neues Werk entsteht in enger Zusammenarbeit mit dem Ensemble ein Live-Scoring-System, das musikalisches Material nicht im Voraus festlegt, sondern während der Aufführung generiert. Die Regeln dieses „Musikspiels“ sind in der Software hinterlegt; angezeigt wird den Musiker°innen jeweils nur der aktuelle Spielzug. Das führt zu einer Situation, in der Spontaneität, Orientierung und Kommunikation innerhalb der Gruppe zentral sind.
Einen Kontrast dazu bietet Mica Levis „Thoughts Are Born“ für Solocello und Ensemble. Die britische Komponistin und Musikerin – bekannt u. a. durch ihre Arbeiten für Film und Popmusik – verfolgt hier einen anderen Zugang zur Offenheit. Die Struktur des Stücks wird durch Lichtsignale definiert, auf die das Ensemble reagiert. Diese Lichtcues geben nicht nur Einsätze, sondern beeinflussen Form und Dichte des Klangs – ein Verfahren, das sich weniger als „Spiel“ im engeren Sinn versteht, aber ebenfalls mit nicht-notierten Regeln und instabiler Form arbeitet.
Das Konzert zeigt somit vier sehr unterschiedliche Perspektiven auf die Idee, Musik durch Spielregeln entstehen zu lassen – mit analogen, digitalen und visuellen Mitteln.

 

Studio Dan wurde 2005 als große Formation der JazzWerkstatt Wien gegründet. Nach der Wandlung zu einem flexiblen Instrumentalensemble, entwickelte sich die Gruppe zuletzt zu einer genreübergreifenden künstlerischen Produktionsgemeinschaft, die mit Komponist°innen, Autor°innen und Dramaturg°innen aus denkbar entgegengesetzten ästhetischen Feldern, jungen Künstler°innen wie Oxana Omelchuk, Karolina Preuschl, Eva-Maria Schaller, Christian F. Schiller, Matthias Kranebitter und Christof Ressi wie auch arrivierte Namen wie George Lewis, Vinko Globokar, Elliott Sharp, Elisabeth Harnik und Friedrich Cerha zusammenarbeitet.

Studio Dan verfolgt dabei eine Vision, die über das Aufführen von Musik weit hinausgeht: Aus Überzeugung, dass künstlerische Arbeit einen wesentlichen Beitrag gegen destruktive kapitalistische Mechanismen und gegen aufflammenden Nationalismus bildet, bezieht die Gruppe Position. Es werden Bildungsformate entwickelt, öffentliche Orte bespielt, anspruchsvolle Produktionen für junges Publikum umgesetzt und Netzwerke weit über die Kunstszene hinaus gespannt. Das besondere Interesse der Gruppe gilt künstlerischen Positionen, die bewusst entgegen aktuelle Kunst- und Musikströmungen eingenommen werden. Studio Dan arbeitet dabei seit jeher in heterogener Zusammensetzung, sowohl was die künstlerische Herkunft der Protagonist°innen betrifft wie auch alters- und geschlechterspezifisch.

 

 

 

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TICKETS

 

€ 18 | € 12* | € 7**

* Schüler°innen, Student°innen, Präsenz-/Zivildiener°innen und Arbeitslose mit gültigem Ausweis

** Musikstudent°innen mit gültigem Ausweis an der Abendkassa sowie Kinder bis 10 Jahre

*** Eintritt frei für Hunger auf Kunst & Kultur an der Abendkassa ab 15 Minuten vor Konzertbeginn

 

Abendkassa
Die Abendkassa öffnet 30 Minuten vor Konzertbeginn

 

Reservierungen
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